FIRE Movement Österreich, FIRE Österreich, FIRE Bewegung Österreich

FIRE Movement in Österreich

Die Abkürzung FIRE steht für “Financial Independence, Retire Early” und ist im englischsprachigen Raum in den letzten Jahren und Monaten ein echtes Phänomen geworden. Worum geht es der FIRE-Bewegung? Tut sich diesbezüglich etwas in Österreich? Antworten auf diese Fragen gibt es in diesem Blogbeitrag.

FIRE – darum geht es

Das Konzept der FIRE-Bewegung ist einfach: wer in jungen Jahren hart arbeitet, möglichst viel Kapital anspart und dieses in weiterer Folge schlau investiert, braucht nicht auf staatliche Pensionen hoffen, sondern kann bereits früher „in Pension gehen“ – oder zumindest: könnte. Entstanden ist die FIRE-Bewegung nach der Wirtschaftskrise 2008 und so stehen die Chancen wohl gut, dass sie im Zuge der derzeitigen Corona-Krise weiter Auftrieb erhält.

Voraussetzung um frühzeitig nicht mehr abreiten zu müssen ist, dass der Status der „finanziellen Freiheit“ erreicht wird. Was bedeutet „finanzielle Freiheit“ und wann erreichst du sie? In der FIRE-Community gibt es dazu unterschiedliche Auffassungen und gewissermaßen muss diese Definition jeder selbst vornehmen.

4 Prozent Regel

Wenn es um „finanzielle Freiheit“ geht ist in der Gruppe der FIRE-Bewegung oft von der 4-Prozent-Regel zu lesen. Das Konzept ist einfach: Du brauchst genug Kapital, das du mit einer Rendite von 4 Prozent pro Jahr investieren kannst, um von diesem Betrag dann in weiterer Folge leben zu können. Andere Personen vertreten die Ansicht, dass man nicht von der Rendite leben können muss, sondern auch einfach das angesparte Kapital so aufbrauchen kann, indem man davon jährlich vier Prozent ausgibt. Der Kapitalstock schrumpft also, jährlich.

Aus meiner Sicht macht es folgendermaßen Sinn: Du sparst Kapital an, investierst dieses und lebst von einem möglichst überschaubaren Betrag. Dieser sollte sich möglichst umfassend aus der Rendite in Form von Dividenden decken lassen, sodass das investierte Kapital selbst möglichst erhalten bleibt. Wichtig ist, bei der Kalkulation auch folgende Punkte zu bedenken:

  • Inflation muss beachtet werden
  • Dividendenpolitik kann sich verändern
  • Zinspolitik kann sich generell verändern
  • Größere Investitionen müssen abdeckbar sein
  • Schwankungen des Portfoliowertes müssen eingeplant werden (Wirtschaftskrise etc.)

Wie viel Geld braucht man, um in Pension gehen zu können? Sehen wir uns ein Beispiel an…

FIRE-Bewegung – Rechenbeispiel

Gehen wir davon aus, dass du in Österreich von 2.000 Euro im Monat netto bestens leben kannst, Ausgaben für Urlaub inbegriffen und wohl in Summe recht großzügig kalkuliert. Das entspricht 24.000 Euro pro Jahr. Klarerweise sprechen wir hier von der heutigen Zeit und keiner Berechnung, wie es 2050 aussehen wird.

Hättest du heute eine Million Euro, die du mit einer Rendite von 4 Prozent veranlagen kannst, so wären dies 40.000 Euro, die du jährlich erhältst. Je nach Form des Investments (Immobilien, Zinserträge etc.) zahlst du davon entweder Einkommenssteuer oder Kapitalertragssteuer. Theoretisch könntest du das Kapital auch über eine GmbH investieren und dann Ausschüttungen mit Körperschaftssteuer und Kapitalertragssteuer vornehmen.

Um es einfach zu halten nehmen wir an, du erhältst die 4 Prozent in Form von Zinsen, die mit Kapitalertragssteuer besteuert werden. Die Kapitalertragsteuer liegt derzeit bei 27,5 Prozent. Von den 40.000 Euro bleiben wir also 29.000 Euro netto übrig. Das wäre fiktiv der derzeitige Jahresertrag. Damit deckst du die angenommenen Ausgaben von 24.000 Euro pro Jahr und kannst die restlichen 5.000 Euro reinvestieren. Das angesparte Kapital muss nicht genutzt werden.

Wie wäre es mit 500.000 Euro angespartem Kapital? Damit könntest du aus den Zinsen immerhin 14.500 Euro nach Steuern erzielen, wenn wir bei der Annahme von 4 Prozent bleiben. Das entspricht immer noch einem passiven Monatseinkommen von netto knapp über 1.200 Euro pro Monat. Und 500.000 Euro klingt gleich nicht mehr ganz so utopisch wie eine Million, oder? Somit müsstest du, wenn wir bei der Annahme bleiben, dass du für ein sehr gutes Leben in Österreich 2.000 Euro pro Monat brauchst, nur noch Teilzeit arbeiten, um den Restbetrag aufzustocken.

Soweit die Theorie, nun kommt mein Senf dazu.

Passives Einkommen zur Arbeitszeit-Reduktion

Ich glaube, dass kein Mensch sich dazu entschließt beispielsweise mit 40 Jahren nicht mehr zu arbeiten. Arbeit ist, wenn sie gut gewählt ist, sinnstiftend, aufregend und etwas, das du hoffentlich gerne tust. Woran ich jedoch schon glaube ist, dass du die Power, die du in jungen Jahren hast, nicht ewig in dir trägst. Ich arbeite selbst extrem viel und glaube persönlich an folgende Idee:

Es lohnt sich, hart zu arbeiten, möglichst viel zu verdienen und in weiterer Folge die Arbeitszeit zu reduzieren, wenn parallel dazu passives Einkommen aufgebaut werden kann.

Was bedeutet das konkret? Mein Ansatz heißt, dass du möglichst sparsam leben und viel arbeiten sollst. So baust du in jungen Jahren Kapital auf, das du laufend investierst – ich mache das beispielsweise überwiegend durch ETF-Investments und Immobilien. So nutzt du schon früh Zinseszins-Effekte, denn die Dividenden und Mieteinnahmen kannst du direkt wieder investieren. Früh beginnen Kapital aufzubauen lohnt sich also doppelt. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn du bereits höheres passives Einkommen hast (z.B. durch vermietete Wohnungen), kannst du deine eigene Arbeitszeit reduzieren beginnen.

Falsche Denkweisen der „Mittelschicht“

Das klingt banal, doch die Realität sieht meist so aus: Jemand arbeitet sich im Konzern brav nach oben, verdient mehr, kauft sich ein Reihenhaus und ein neues Auto. Statt Kapital aufzubauen wird einfach mehr konsumiert, das Einkommen verpufft. Deshalb müssen Menschen, die diesen Weg gehen, brav im Hamsterrad bleiben. Sie haben hohe Fixkosten durch Statussymbole aufgebaut, legen Wert darauf, was die Nachbarn denken und haben sich selbst an einen gewissen Lebensstandard gewöhnt. Das fasse ich unter der schlichtweg falschen Denkweise der sogenannten Mittelschicht zusammen. Sie jagt dem Konsum hinterher, nicht der finanziellen Freiheit. Die Aussage, dass dieses Verhalten falsch ist, ist mein subjektiver Eindruck, ich halte davon nichts. Weder habe ich das Bedürfnis nach teurer Markenkleidung, noch interessiert mich das neueste iPhone. Ich gebe mein Einkommen für Dinge aus, die mir neues Einkommen erschaffen – und mir somit ein Stück Freiheit bringen – statt für Dinge, die Einkommen auffressen.

Die Folge? Die vermeintliche Mittelschicht lebt konsumorientiert, Menschen, die sich der FIRE-Bewegung verschrieben haben, leben Investment-orientiert. Ich persönlich halte nichts davon, jeden Cent wie wild zu sparen. Ich reise gerne, habe eine recht große Wohnung und ein Auto – doch alles, mit Maß und Ziel und so, dass ich meine Finanzen stets im Blick habe. Wird es finanziell eng, kaufe ich lieber weitere ETFs, als ein neues Smartphone.

FIRE Bewegung in Österreich

Wer Google bemüht um etwas zur FIRE-Bewegung in Österreich zu finden stößt eher auf Feuerwehr-Themen als auf Menschen, die sich mit Investments, finanzieller Zukunftsplanung und ihrer Arbeitszeit befassen. Irgendwie eigenartig, aber auch eine gewisse Motivation, um darüber zu schreiben. Oder es gibt tatsächlich niemand, der sich in Österreich für die FIRE-Bewegung interessiert?

Lasst es mich wissen und schreibt mir in die Kommentare, denn ich plane viele weitere Beiträge rund um FIRE in Österreich, bei denen ich dann tiefer in die Investment-Optionen eintauchen und euch die finanzielle Zukunftsplanung erleichtern möchte.

 

17 Kommentare

    1. Hallo Lukas, ich freu mich über deinen Kommentar, danke! Mir ist leider keine Gruppe und auch kein Meet Up zum Thema FIRE Movement in Österreich bekannt. Aber ich werde in nächster Zeit mehr zu diesem Themengebiet allgemein und meinen persönlichen Erfahrungen damit schreiben. Würden dich bestimmte Dinge besonders interessieren? Wie sieht dein FIRE-Plan aus? Liebe Grüße, Matthias

  1. Hey Matthias!
    Coole Artikel, ich hab mich sehr gefreut, endlich auch was zu FIRE in Österreich zu finden! Ich fänds super, wenn einen Österreichische Community entstehen würde in der man sich austauschen und unterstützen kann.

    1. Hey Christina, danke für deine Nachricht, ich freue mich, dass es so schnell erste Interaktionen zu diesem Thema gibt. Ich möchte versuchen die Community in weiterer Folge auch besser zu vernetzen. Wenn du Lust hast, melde dich zu meinem Newsletter an. Sobald bisschen mehr Personen dabei sind werde ich ein kleines (Online-)Event zum gemeinsamen Austausch organisieren:

      https://hotmail.us2.list-manage.com/subscribe?u=854b9f1cf3847384da219431a&id=8a6ce09a02

      Liebe Grüße
      Matthias

  2. Hallo!
    Sehr sachlich. Aber wie häufig ist es?
    Ich bin Schwede, lebe in Wien, es wäre interessant, mit Österreichern in Kontakt zu treten, die nach „FIRE“ leben. Ich mache es gerade.

    Lg
    Anders
    Twitter. anders@swe_expat

    1. Hallo Andreas, danke für deine Rückmeldung! Ich versuche möglichst sachlich über das Thema zu schreiben, weil ich bei YouTube immer bisschen den Eindruck habe, dass alle entweder total dagegen oder extreme Fans sind. Ich würde mich freuen, wenn du mir deine Maildresse für den Newsletter hinterlässt. Sobald hier einige Personen eingetragen sind, werde ich ein kleines Online-Event zum gemeinsamen Austausch organisieren:

      https://hotmail.us2.list-manage.com/subscribe?u=854b9f1cf3847384da219431a&id=8a6ce09a02

      Liebe Grüße
      Matthias

    1. Hallo Christoph, freut mich sehr, danke dir! 🙂
      Gerade habe ich auch einen neuen Beitrag veröffentlicht, würde mich freuen, wenn du wieder reinschaust.
      Liebe Grüße
      Matthias

  3. Hallo zusammen,
    freut mich ehrlich endlich Gleichgesinnte zu finden. Vor allem deswegen weil man sich mit unseren Gedanken oft ziemlich alleine fühlt.
    Eine Vernetzung, auch online, kann uns helfen vielleicht schon ein paar Jahre früher am Ziel zu sein.
    LG Andreas Kroiß
    andreas.kroiss@gmx.at

    1. Hallo Andreas, danke für dein Kommentar, freut mich sehr! Die Community ist klein, aber fein. Ich werde weiter neue Beiträge veröffentlichen und wenn du dich zum Newsletter anmeldest kontaktiere ich dich auch mit Infos, wenn sich nach dem Lockdown vielleicht mal ein Treffen der Gleichgesinnten organisieren lässt! 🙂
      LG Matthias

  4. Hi!

    Ich schaue mir schon lange FIRE Optionen in Österreich an. Wegen dem KeSt scheint mir bis jetzt die einzige Option durch Wiener Städtische in Fonds zu investieren wegen den 4%. Welche Investitionsoptionen in Österreich hast du entdeckt?

    Danke und LG,
    Flavia

    1. Hallo Flavia, danke für deine Meinung. Ich persönlich würde nie im Leben über eine Versicherung investieren, ich möchte die gesamten laufenden Kosten so gering als möglich halten und gleichzeitig Risiko gut streuen können. Da sind ETFs, die ich jederzeit wieder veräußern könnte und bei denen keine Versicherung, Bank etc zwischengeschalten ist (nur ein Broker, der ein paar Euro einmalige Ausführungsgebühr bekommt) einfach naheliegender, finde ich! 🙂
      Liebe Grüße
      Matthias

  5. Meine Gedanken zu diesem Beitrag: in Österreich verlassen sich leider viel zu viele Menschen auf die vermeintlich hohen Pensionen. Kaum jemand betreibt ernsthaft Kapitalinvestment, wenn überhaupt wird in Betongold investiert, ob hierbei wirklich Rendite erzielt wird ist oft fraglich. Von finanzieller Unabhängigkeit ist man damit- auch vom eigenen Denken her meilenweit entfernt. Die eigentlichen Protagonisten einer selbstfianzierten Altersversorgung sind die USA, dort haben die meisten Arbeitnehmer ein sog. 401k Depot, in das Steuer- und Gebührenfrei investiert werden kann. Wenn ich in meinem Arbeitsumfeld erwähne dass ich ein 6 stelliges Aktiendepot bespare ernte ich großes Erstaunen. Ich komme aus dem nordischen Nachbarstaat und wundere mich täglich über die Versicherungsmentalität der meisten Österreicher. Es ist zu befürchten, dass das Pensionssystem in Österreich in absehbarer Zeit unbezahlbar wird. FI ist eine feine Sache, auch wenn sie wie in meinem Fall wohl erst mit 60 erreicht wird, aber ich arbeite auch sehr gern!

    1. Hallo Medicus, ich bin da völligbei dir, in den USA ist das Bewusstsein besser, umgekehrt ist für viele die Ausgangssituation schwieriger (Schulden durchs Studium, weniger soziale Absicherung). Ich glaube nicht, dass ich in Österreich eine Pension bekommen werden, vielleicht eine Art Grundsicherung, aber mehr kann ich mir nicht vorstellen. Deswegen kümmere ich mich lieber selbst darum – und das sollte vermutlich besser jede und jeder tun…
      Liebe Grüße aus Wien
      Matthias

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

*

code